Klassenarbeiten

Nach den Vorschriften sollen Klassenarbeiten Aufschluss geben über Unterrichtserfolg und Kenntnisstand einer Klasse und einzelner Schüler. Da sie in der Regel anzukündigen sind, wird extra auf Klassenarbeiten gelernt und zwar häufig relativ kurzfristig.

Das kurzfristige Lernen ist aber meistens für die Katz, weil das Arbeitsgedächtnis laufend neu überschrieben werden muss. Schon einen Tag nach der Klassenarbeit ist das, was in der Klassenarbeit geleistet wurde, nicht mehr abrufbar. Klassenarbeiten geben also in der Realität nicht den Kenntnisstand einer Klasse wieder.

Das wissen die Bildungsbehörden natürlich und haben deshalb die Diagnose- und Vergleichsarbeiten eingeführt, in denen Inhalte von zwei Schuljahren in einem Fach in 60 Minuten abgefragt werden.

Da es sich um sehr viel Stoff handelt, kann man sich nicht am Tag davor in zwei Stunden darauf vorbereiten. Es geht wirklich um Basisstoff, der im Langzeitgedächtnis verankert sein muss.

Natürlich braucht man für die Versetzung einen gewissen Notenstand und deshalb ist es für manche Schüler zu manchen Zeiten sinnvoll, "für die Klassenarbeit" zu lernen. Es gibt aber zu viele Schüler, die immer nur am Vortag einer Klassenarbeit lernen.

Es ist nicht möglich, etwas an einem Tag so zu lernen, dass es langfristig abrufbar ist. Mehr dazu unter Gedächtnis.

Es gibt Eltern, die 12 Stunden vor der Klassenarbeit bei mir anrufen, ihr Kind hätte etwas nicht verstanden, und erwarten, ich würde jetzt am Telefon Privatunterricht erteilen, obwohl der Termin seit 6 Wochen allen bekannt ist und die Kinder im Unterricht mehrfach aufgefordert wurden, nach allem zu fragen, was sie nicht verstanden haben.

Da es aber für die Versetzung in die nächste Klasse irrelevant ist, ob man Note 2 oder Note 3 hat, ist es in den Fächern Mathematik und Physik langfristig sinnvoller, mehr Zeit auf das Lernen während der klassenarbeitslosen Unterrichtswochen zu verwenden, denn die Inhalte bauen Schuljahr für Schuljahr aufeinander auf.

Die Jagd nach Punkten in der Klassenarbeit führt häufig zu nicht duldbarem egoistischem Verhalten.

Ausleihen von irgendwelchen Gegenständen während der Klassenarbeit ist verboten.

Ausleihen ist unverschämt, weil es wegen der allgemeinen Ruhe während der Arbeit alle stört, wenn einer mehr oder weniger laut um einen Gegenstand bettelt: "Kann ich von irgend jemand bitte einen Titenkiller haben?"

Wer keinen Tintenkiller dabei hat, streicht Falsches erkennbar durch, nicht mit wildem Gekritzel, sondern mit Lineal; das gibt keinerlei Abzug.

Wer kein Geodreieck dabei hat, zeichnet ohne Lineal, ob mit oder ohne Abzug von der Note. Schließlich kann man auch einen Zweitstift als Lineal benutzen. Der Trend zum Zweitstift hält an.

Wer in der Klassenarbeit keinen Taschenrechner dabei hat, rechnet von Hand oder zu Fuß. Wenn man schon während des Unterrichts seine Sachen nicht dabei hat, hat man sie wenigstens in der Prüfung dabei.

Selbstverständlich kann man nicht frühzeitig genug lernen, dass Stören einer Prüfung nicht sein darf und im Abitur zum Nichtbestehen führen kann.

Es gibt Schüler, die sich locker ein iPhone leisten können, das während der Klassenarbeit natürlich nicht erreichbar sein darf, aber keine noch so billige Digitaluhr haben, die ihnen lautlos und störungsfrei die Restzeit in der Klassenarbeit anzeigt.

Unsere Schule ist mit dermaßen viel Metall gebaut, dass es nur sehr wenige Zimmer mit Empfang der Normzeit gibt, so dass Funkuhren im Klassenzimmer und in Fachräumen an der Wand meist nicht richtig gehen und oftmals die Zeit falsch anzeigen.

Es stört die Mitschüler in der Klassenarbeit, laut nach der Uhrzeit zu fragen.