KuMiLa ist ein Akronym für

Kurzfristig, Mittelfristig, Langfristig.

Viele Probleme entstehen nur dadurch, dass man kurzfristige Ziele im Sinn hat und die langfristigen Ziele außer Acht lässt. Oder dass die einen kurzfristige Ziele verfolgen und die anderen Mitglieder der Gruppe langfristige Ziele.

Junge Menschen haben meist kurzfristige Ziele, während Erwachsene oft längerfristige Ziele anpeilen.

Der Staat z.B. hat das langfristige Ziel, Millionen von jungen Menschen eine gute Bildung oder Ausbildung zu gewährleisten, weil er weiß, dass statistisch ein Mensch mit guter Ausbildung ein mehrfaches Lebenseinkommen (und Steueraufkommen) eines nicht ausgebildeten Menschen hat.

agraph xmin=-1.5; xmax=8.5; ymin=-2.5; width=400; height=300; xyAchsen2(); strokewidth=4; fill="yellow"; plot(0.2x*(x-4), 0, 4); fill="none"; plot(0.2x*(x-4), 4); A = [0,0]; B = [4,0]; C = [7,0.2*7*3]; dot(A); dot(B); dot(C); text([7.9, 0.2],"Zeit","above"); text([0.2, 4.7],"Gewinn","right"); text([0.3, 0.2],"`P_0`","aboveright"); text([3.5, 0.2],"`P_1`","aboveright"); text([7.0, 3.5],"`P_2`","aboveright"); text([2.0, -1.5], "Investitionszone", "above"); text([6.0, -1.5], "Gewinnzone", "above"); endagraph

Um dieses Ziel zu erreichen, beschneidet der freiheitsliebende Staat (aus gutem Grund) sogar die Menschenrechte von Schülern. Er zwingt sie, jahrelang - langfristig - in die Schule zu gehen, ob sie wollen oder nicht. Nach der Schulpflicht gibt es (in Baden-Württemberg) noch eine Berufsschulpflicht, die erst mit Ablauf des Schuljahres endet, in dem der Schüler 18 Jahre alt wird.

Für einen Berufsschüler, der nur gezwungenermaßen in die Schule geht, ist Punkt `P_1` in der Grafik das Ende des Schuljahres, in dem er 18 wird.

Für jemand, der Abitur macht und studiert, ist Punkt `P_1` in der Grafik ungefähr der 25. Geburtstag. Es gibt Studienfächer, bei denen `P_1` erst mit 28 Jahren erreicht ist, also 10 Jahre nach der Schulpflichtzeit. Trotzdem kann sich das richtig lohnen, auf's Leben betrachtet, so lange zu studieren. Und nicht nur finanziell.

Niemand jedoch wird gezwungen, ein Gymnasium zu besuchen, mehr noch: Es ist ein Vorrecht, ein Gymnasium besuchen zu dürfen. Wer das Gymnasium von Anfang bis Ende durchlaufen hat, ist ein anderer Mensch geworden. Im Gymnasium wird nicht nur Wissen angehäuft, es werden vor allem Einstellungen zu vielen Dingen des Lebens geändert und Bereiche erschlossen, zu denen man ohne Gymnasium keinen Zugang finden würde.

Wegen des fehlenden Zwangs gibt es am Gymnasium nur Schüler, die Tag für Tag lernen wollen, theoretisch wenigstens, im Prinzip wenigstens. Bis zur Abmeldung besteht natürlich Schulpflicht auch am Gymnasium.

Mittelfristig und langfristig wollen ja auch alle Schüler am Gymnasium lernen, aber nicht kurzfristig, nicht heute, nicht in dieser Unterrichtsstunde, in Zukunft schon, aber nicht jetzt. Viele Schüler freuen sich über Unterrichtsausfall.

Die obige Kurve ist auf Vieles anwendbar, auch auf eine ausgefallene Unterrichtsstunde, wobei dann `P_1` das Ende dieser Stunde ist.

Der Schüler kann (möglicherweise nicht) entscheiden, ob er etwas investiert, die Stunde zum Lernen benützt, oder ob er sich ausruht, ob er sich mit den Geräten im Schulhof körperlich betätigt, ob er Freundschaften pflegt, ob er einfach nur nichts tut, nichts Fremdgesteuertes jedenfalls. Das kann ja alles sinnvoll sein, abhängig von der Person.

Schließlich ist jeder Mensch ein Energiesparer, von Natur aus. Wenn ich auf einer Straße von Ort A nach Ort B gehen will oder muss, dann laufe ich nicht ununterbrochen Schlangenlinie, weil die Schlangenlinie einfach länger ist als die gerade Linie. Wann immer ein Mensch auf einfache Weise Energie sparen kann, tut er das, ohne sein Gehirn dazu einschalten zu müssen. Wenn geteerte Wege einen Umweg bedeuten, bilden "sich" sehr schnell kürzere Trampelpfade, die von mehr als 95 % der Menschen benutzt werden.

Jedes Lernen erscheint dem Schüler als Schlangenlinienlaufen, weil die Zeiten, bis persönliche Investitionen in persönliche Gewinne übergehen, Jahrzehnte betragen können. Wenn er heute 100 Englisch-Vokabeln lernt, dann braucht er sie nicht morgen wirklich, sondern nur künstlich in einer eventuellen Englisch-Klassenarbeit.

Der Schüler lernt die Vokabeln mit so viel Energieersparnis, so kurzfristig, dass sie im Wörtertest, in der Klassenarbeit parat sind. Dann werden sie wieder vergessen. Kurzfristig, notenmäßig, kann das Erfolge bringen, aber mittelfristig, für das Abitur, und langfristig, für das Berufsleben, hat dieses Am-Tag-vor-der-Arbeit-Lernen nichts gebracht. Mittel- und langfristig war dieses "Lernen" eine relativ sinnlose Investition, weil die Vokabeln nach der Arbeit wieder vergessen sind. Das Lernen ist nicht langfristig angelegt.

Da gibt es intelligente Schüler, die in Abitursreden dieses bulimische Lernen (Wissen in kürzester Zeit in sich hineinfressen und während der Klassenarbeit auf's Papier kotzen und vergessen), das durch die Organisation der Schule aus Schülersicht üblich ist, anprangern und damit Schule an sich lächerlich machen. Die Begrenzung des Stoffes bei Klassenarbeiten auf wenige Wochen oder Monate wird jedoch nur gemacht, damit Schüler überhaupt eine zeitliche Chance haben, nicht Gelerntes aufzuarbeiten.

Eine Katze, die im Hochsommer aus dem Schatten eines Hauses hinaus auf eine heiße Straße tritt, dreht wieder um in den Schatten hinein. Sie reagiert auf den Hitzereiz an den Pfoten. Sie zeigt ein RR-Verhalten (Reiz-Reaktions-Verhalten).

RRR-Verhalten (Reiz-Reflektion-Reaktion) zeigt die Katze, wenn sie im voraus weiß, dass die sonnenbeschienene Straße sehr heiß ist und sich deshalb einen Umweg im Schatten sucht, um zu ihrem Ziel zu gelangen. RRR-Verhalten bedeutet, die Zukunft zu planen.

Bei RRR-Verhalten wird zwischen Reiz und Reaktion eine Pause einlegt, nachgedacht, und eventuell eine Reaktion verändert und reizunabhängiger gemacht.

RR-Verhalten ist kurzfristig, RRR-Verhalten ist mittel- und langfristig.

Ein Bär, der an einem Bach sitzt und Lachse frisst, überlegt sich nicht, dass da wieder ein Winter kommen wird, den er nur überlebt, wenn er sich genügend Fett angefressen hat. Lachs schmeckt ihm (das ist der Reiz), und darauf reagiert er durch Fressen. Ein Bär plant seine Zukunft nicht. Er zeigt hier RR-Verhalten.

Ein erwachsener Mensch weiß, dass es im Winter so kalt werden kann, dass er erfriert, also sorgt er rechtzeitig für Brennmaterial, für eine Heizungsmöglichkeit, für Wärmedämmung, für Einkommen, um eine Wohnung zu bezahlen, usw. Die Zeit, die beim Menschen zwischen Reiz und Reaktion eingeschoben wird, kann Monate und Jahre lang sein.

Es gibt Tiere, die zeitweise mehr RRR-Verhalten zeigen als Menschen. Raben und Krähen "zeigen in Experimenten die Fähigkeit, komplexe Handlungen im Voraus zu planen. Beim Verstecken von Futter zeigen sie sowohl große Merkleistungen, als auch die Fähigkeit, sich in andere hinein zu versetzen.

Ein Rabe scheint zu wissen, dass ein Futterversteck nur dann sicher ist, wenn er beim Verstecken nicht beobachtet wird. Zudem legen sie ein erstaunliches Lernverhalten an den Tag (z. B. Herstellung von Werkzeug, Nutzen des Straßenverkehrs zum Knacken von Nüssen und Früchten).

Weiterhin wurden sie dabei beobachtet und gefilmt, wie sie auf stark befahrenen Straßen auf das Grünsignal der Ampel warteten, bis sie die so bearbeitete Nahrung von der Straße holten. Kurz nachdem das Verhalten bei einem Individuum festgestellt worden war, wurde es auch in einem Radius von mehreren Kilometern um den Entdeckungsort herum beobachtet." (de.wikipedia.org, "Raben und Krähen")