Unterrichtsbeginn
Der Unterricht beginnt, wenn es klingelt, und nicht
erst, wenn die Lehrkraft erscheint.
Mit dem Klingeln beendet der Schüler ohne Anwesenheit der Lehrkraft seine Pausenaktivität und beginnt, sich mental auf die kommende Unterrichtsstunde auszurichten. In unserem Doppelstundensystem sind das vormittags nur die Uhrzeiten 7:25, 9:15 und 11:00 Uhr.
Er begibt sich in das Klassenzimmer, wenn er nicht schon da ist; bei Fachräumen kann es eine Zugangsbeschränkung geben.
Er räumt seinen Tisch von den nicht mehr gebrauchten Gegenständen der Pause und der vorausgehenden Unterrichtsstunde, ohne von irgend jemand dazu aufgefordert zu werden.
Er legt die Gegenstände auf den Tisch, die im folgenden Fach gebraucht werden. In Mathematik und Physik sind dies:
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Auf seinem (viel zu kleinen) Tisch liegt keine Schultasche mehr, kein Kleidungsstück, keine Lebensmittel.
Er versucht, sich in Erinnerung zu rufen,
was in der letzten Stunde desselben Faches
an einem Vortag behandelt wurde. In unserem
Doppelstundensystem kann diese Stunde mehr als eine
halbe Woche zurückliegen.
Er fertigt in Gedanken oder schriftlich eine Liste der zugehörigen Fachbegriffe und versucht, sich die Bedeutungen und Zusammenhänge der Begriffe ins Bewusstsein zu rufen. Wenn ihm dazu nichts einfällt, ist es sinnvoll, das Heft oder den Ordner aufzuschlagen oder die letzten Karteikärtchen durchzusehen.
Kurz: Der Schüler polt sich selbst um von Freizeit auf Lernen.
Die Realität ist, dass manche Lehrkraft ungeheuer viel mentale Energie aufbringen muss, um viele Schüler nach zeitlich begonnener Unterrichtsstunde einzeln auf Lernen umzupolen.
Manche Schüler schaffen es nicht einmal bei der
ersten gezielten persönlichen Ansprache
durch die Lehrkraft, bitte die notwendigen
Dinge aus der Schultasche zu holen.
Dieses blöde Spiel, sich mehrfach persönlich vom Lehrer zur Teilnahme am Unterricht auffordern zu lassen, kostet Lehrerenergie, die weit besser in wiederholte, individuelle Erklärungen komplexer Sachverhalte des Faches investiert wäre.
Selbstverständlich erscheint der Schüler morgens vor Unterrichtsbeginn pünktlich in der Schule. Er ist so früh da, dass er das Klassenzimmer ohne Hetze vor dem Klingeln erreicht.
Es ist wichtiger, dass der Schüler gesund statt pünktlich den Unterricht erreicht. Zu später Start von zuhause darf nicht dazu führen, dass sich der Schüler im Straßenverkehr selbst gefährdet. Schule ist wichtig, aber es gibt Wichtigeres als Schule.
In Klassen und Kursen ist meist ein Paar von Ordnern nach einer Regel eingeteilt.
Zu den Aufgaben jedes Schülers gehört es, zu wissen, ob er momentan Klassenordner ist oder nicht. Das ist keine Lehrerangelegenheit.
Wenn der Schüler zu Ordnungsdiensten eingeteilt ist, sollte er selbstverständlich ohne jede Aufforderung diese Dienste für die Allgemeinheit ausführen.
Dazu gehören vor Beginn des Unterrichts:
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Es gibt Kurse mit Siebzehnjährigen, die keinen dieser Punkte ohne persönliche Lehreraufforderung schaffen. In ihrer sozialen Reife liegen sie unterhalb des Kindergartenalters, obwohl sie vom Zeitablauf her kurz vor der Reifeprüfung stehen.
Kurzfristig spart es Energie, nichts für die Allgemeinheit zu tun und nur auf Kosten der Allgemeinheit zu leben. Mittelfristig und langfristig zerstört es alle Strukturen, die uns das Leben so einfach und angenehm machen. Wir brauchen nicht zu heizen, weil der Hausmeister die Heizung längst eingeschaltet hat. Wir müssen keine Kerzen beschaffen, weil die Energieversorger für elektrischen Strom gesorgt haben, usw. Das verschafft uns Freiraum.
Ohne angemessenen Dienst an der Allgemeinheit gibt es auf Dauer keine private Freiheit. Wenn man das nicht in der Schulzeit verinnerlicht hat, wann denn dann?!